Jane Goodalls Biographie
Janes Kindheitstraum: Der Weg von London nach Afrika

Jane, die Forscherin
In Kenia lernte sie den bekannten Paläoanthropologen Louis Leakey kennen, der sie als Sekretärin und Assistentin anstellte. Leakey hatte die Idee, mehr über das mögliche Verhalten der ersten menschenähnlichen Lebewesen zu erfahren, indem er das Verhalten von modernen Menschenaffen, mit dem der modernen Menschen verglich.
Nur: zu dieser Zeit – in den 1960er Jahren – wusste man praktisch nichts über das Verhalten von wilden Menschenaffen. Er entschloss sich darum, Verhaltensstudien bei allen drei Gattungen der Grossen Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans) durchführen zu lassen.
Jane Goodall besass keinerlei akademische Vorbildung. Sie überzeugte ihn aber durch ihr grosses Interesse an wilden Tieren, ihre Geduld und ihre Unerschrockenheit. Leakey beschloss, dass sie die richtige Person war, um eine der ersten Studien über wilde Schimpansen zu beginnen.
Es war damals unvorstellbar, eine 26-jährige junge Frau alleine in den afrikanischen Wald zu schicken, um Schimpansen zu erforschen. Deshalb musste Begleitung gesucht werden. Und fand sich in Janes Mutter Vanne. Gemeinsam betraten die beiden unerfahrenen, englischen Frauen am 14. Juli 1960 den heutigen Gombe Nationalpark am Tanganjikasee in Tansania, um dort mit der Erforschung wilder Schimpansen zu beginnen. Was für ein Abenteuer!
Die Ernüchterung stellte sich rasch ein. Es vergingen Tage, Wochen und Monate, ohne dass Jane einen einzigen Schimpansen zu Gesicht bekam. Immerhin hörte sie sie aus der Ferne, konnte sie ab und zu durchs Fernrohr betrachten und fand ihre Nester in den Bäumen. Doch sobald sie irgendwo auftauchte, verschwanden die Schimpansen lautlos. Nach sechs Monaten drohte das Geld auszugehen, ohne dass Jane Nennenswertes erfahren hatte.
Doch dann kam der Durchbruch. Einer der Schimpansen – er sollte später den Namen „David Greybeard“ erhalten – legte seine Scheu vor ihr ab. Er liess Jane zuschauen, wie er einen Zweig aufsammelte, ihn von seinen Blättern befreite und in die Eingänge eines Termitenhügels einführte. Als er ihn herauszog, hingen zahlreiche Termiten daran, die David Greybeard genüsslich verspeiste. Jane Goodall hatte entdeckt, dass wilde Schimpansen Werkzeuge herstellen und benutzen. Dies war eine Sensation, denn bis dahin hatte die Wissenschaft den Werkzeuggebrauch als Merkmal definiert, das den Menschen von den Tieren abhob.
Die Nachricht ging um die Welt und weitere Forschungsgelder flossen. Dies ermöglichte Jane, ihre Studien fortzusetzen und als erster Mensch überhaupt das Leben von wilden Schimpansen im Detail zu erforschen. Ihr Kindheitstraum war wahr geworden: Hier war sie, alleine mit „ihren“ Schimpansen im Wald!


Gemeinsam mit ihrem Ehemann Hugo van Lawick beobachtete Jane auch andere Tiere in diversen Nationalparks Afrikas und schrieb Bücher für Kinder und Erwachsene über Schimpansen und andere Tiere Afrikas.
1975 heiratete Jane den tansanischen Parlamentsabgeordneten und Direktor der Nationalparks von Tansania, Derek Bryceson, mit dessen Hilfe sie den Fortbestand Gombes als Nationalpark sicherte. Bryceson verstarb 1980 an Krebs.
Jane, die Aktivistin

Eines der grössten Anliegen von Jane Goodall ist es, Kinder zu guten Hütern der Natur zu machen. Sie gründete darum 1991 das Kinder- und Jugendprojekt Roots & Shoots, das Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, für die Umwelt aktiv zu werden und zu bleiben.
Jane Goodall ist bis zum heutigen Tag rund um die Uhr im Einsatz für die Natur. Sie hält weltweit Vorträge, besucht Roots & Shoots-Events, Zoos, Kongresse, Institutionen und JGI-Projekte, trifft Prominente und Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, um möglichst viele Menschen für den Schutz der Natur zu aktivieren. Selbst die CoVid-19-Pandemie konnte sie nur vom Reisen abhalten, nicht jedoch von ihrer Arbeit: Gemeinsam mit ihrem Team schuf sie die «virtuelle Jane». Ein Teil ihres winzigen Schlafzimmers in ihrem Heimathaus in England wurde zum Studio, wo sie ihre Videobotschaften produzierte und an Online-Konferenzen teilnahm. Sie habe nicht mehr unendlich viel Zeit zu leben, darum müsse sie jetzt besonders hart arbeiten, sagt sie von sich.
