Schimpansenschutz in Uganda – gestern und heute

Die Schimpansen und ihre Wälder in Uganda

Uganda ist ein wichtiges Land für den Erhalt wilder Schimpansen. Hier leben in 22 voneinander mehr oder weniger isolierten Gebieten etwa 4’500 Schimpansen der östlichen Unterart Pan troglodytes schweinfurthii.

Ihr Lebensraum sind die Wälder entlang der westlichen Grenze Ugandas. Drei Viertel der Tiere finden wir in den geschützten Wäldern Budongo, Bugoma, Kasyoha-Kitomi, Kalinzu, Maramagambo sowie in den Nationalparks Kibale und Ruwenzori Mountain.

Die restlichen Tiere leben in Waldfragmenten zwischen diesen Wäldern.

Nur der Kibale-Wald steht unter relativ gutem staatlichem Schutz. Die anderen Wälder sind zwar formal geschützt, aber effektiv ungenügend. Hier roden die Menschen leider vielerorts illegal Bäume und manchmal sogar ganze Waldflächen, um – verborgen im Wald – Landwirtschaftsprodukte anzupflanzen. Da die zuständigen Behörden unterfinanziert sind, fehlt es an Aufsicht und Strafverfolgung.

Weitere Wälder befinden sich in privaten Händen. Sie werden für den kommerziellen Holzhandel gebraucht oder fallen der Landgewinnung für die Landwirtschaft zum Opfer. Diese Wälder schrumpfen rasch, die Schimpansen werden in immer kleinere Fragmente zurückgedrängt.

Schimpansenmann im Bugoma-Wald. © Thibaud Gruber

Der Aktionsplan 2010-2020 zum Schutz der Schimpansen Ugandas

Im nationalen Aktionsplan 2010 – 2020 für den Erhalt der Schimpansen in Uganda, an dessen Entwicklung das Jane Goodall Institut beteiligt gewesen war, wurde das Ziel ins Auge gefasst: Die grösseren Wälder müssen durch sogenannte Wildtier-Korridore miteinander verbunden werden, in welchen sich die Tiere bewegen und von einem Wald zum nächsten gelangen können. Dies garantiert, dass die Populationen langfristig gesund bleiben.

Ein solcher Korridor wurde zwischen dem Bugoma- und dem Budongo-Wald, geplant. Die dazwischen liegenden kleineren Wälder Wambabya, Bujawe und Mukihani sollten wichtige Stützpfeiler des Korridors werden.  

Schimpansin und Kind der Kihomboza-Gruppe, die ihren Wald verloren haben. © BCCP

Die Umsetzung des Aktionsplans

Das Jane Goodall Institut Schweiz startete im Jahr 2009 mit seinem Korridor-Projekt. Es bestand aus drei Massnahmen: Forschung, Bildung und Umweltschutz.

Im Bereich Forschung wurde eine Zählung der Schimpansen in den Wäldern Budongo, Bugoma und Wambabya durchgeführt. Diese sollte eine Basis bilden, um Veränderungen der Zahl der Schimpansen über die Zeit feststellen zu können. Auch gab sie direkten Aufschluss darüber, welchen Gefahren die Schimpansen und anderen Waldtiere in diesen Wäldern ausgesetzt waren.  

Ausserdem etablierten wir die Kigaaga-Umweltschule, welche die Kinder in den Schulen zwischen den Wäldern Bugoma und Wambabya für die Schimpansen und Wichtigkeit der Wälder sensibilisierten. Wichtig war ausserdem das Angebot von Workshops für Lehrpersonen, die Umweltthemen in den Unterrichtsstoff integrieren wollten. Auch praktische Umweltbildung wurde vermittelt. Dazu gehörten Workshops im Ziehen und Pflanzen von Bäumen und zu den Themen Hygiene und Gesundheit.

Nachhaltige Landwirtschaft war das dritte Standbein des Projekts. Es unterstützte rund 700 Bauernfamilien dabei, ihre Einkommen zu sichern und gleichzeitig den Wald zu schützen. Die meisten Familien schlossen sich zu Wald-Management-Gruppen zusammen.

Schimpansen im Bugoma-Wald. © Thibaud Gruber

Die Situation heute

Bereits im Jahr 2006 war in Westuganda Erdöl entdeckt worden. Damals gab es in der Region noch kaum Infrastruktur, die seither rasant hochgefahren wurde. Das Land investierte massiv in den Strassenbau sowie in den Bau eines Flughafens in der Nähe der Wälder Bugoma und Wambabya. Laut Plan soll das Öl ab 2025 aus zwei Ölfeldern fliessen. Der meiste Teil soll als Rohöl über eine gigantische, 1’400 km lange Pipeline an den Hafen von Tanga in Tansania geleitet und nach Übersee verschifft werden. Rund um die Ölproduktion sollten 5’000 Arbeitsstellen entstehen (es ist allerdings unklar, wie viele Uganderinnen und Ugander einen dieser Jobs erhalten), und das Projekt soll die Wirtschaft Ugandas entscheidend vorwärtsbringen.

Die Strassen, der Flughafen und die Pipeline zerschneiden den Wildtier-Korridor und erhöhen den Druck insbesondere auf den Bugoma-Wald zusätzlich.

Als direkte Auswirkung der geplanten Ölproduktion mussten wir im Herbst 2022 mit schwerem Herzen die Räumlichkeiten der Kigaaga-Umweltschule aufgeben. Sie wurde vom Bau der neuen Strasse vom Kabaale Flughafen in die Stadt  Hoima getroffen. Umweltbildung bleibt jedoch ein integraler Bestandteil aller unserer Projekte – jetzt erst recht!

Aufgrund dieser tiefgreifenden Veränderungen im Projektgebiet sind wir zunehmend dazu übergegangen, uns gemeinsam mit Partnern, die unsere Ziele und Werte teilen, für den besseren Schutz der Schimpansen und ihre Wälder zu engagieren. Ein Zusammenschluss der Kräfte scheint uns angesichts der riesigen Herausforderungen, die sich dem effektiven Schimpansenschutz in den kommenden Jahren stellen, richtig und wichtig. Mit diesen Partnern sind wir weiterhin im Gebiet zwischen dem Bugoma- und dem Budongo-Wald, also im Schimpansenkorridor, aktiv.

Scheue Schimpansin der Kiraira-Gruppe, die zwischen den Wäldern Budongo und Bugoma lebt. © BCCP