Über die rund 400 Schimpansen, die im Bugoma-Wald in Westuganda leben, wissen wir praktisch nichts. Ausser, dass ihr Wald unter enormem, menschgemachtem Druck steht. Wilderei, Abholzung für den Anbau von Landwirtschaftsprodukten, Förderung von Erdöl in der Region und damit einhergehende Zunahme von menschlicher Aktivität setzen diesem wundervollen Wald schwer zu. Die Gefahr ist real, dass wir ihn samt seinen Schimpansen und allen weiteren Bewohnern in wenigen Jahren bereits verloren haben.
Doch es gibt Hoffnung. Die Besorgnis der Zivilgesellschaft, von nationalen und internationalen Organisationen und Behörden Ugandas um diesen wundervollen und wichtigen Wald ist erwacht. Immer mehr Menschen engagieren sich aktiv dafür, dass er eine Zukunft hat. Dazu gehört auch das Team des Bugoma-Projekts – mit unserer Unterstützung.
Seit 2018 betreibt es eine Forschungsstation auf einer Lichtung mitten im Wald. Es betreibt Umweltbildung mit Schülern und Lehrpersonen und stellt Personen aus der Region an, die durch ihre Naturschutzarbeit im Wald ihr Leben verdienen. Es bringt Augen in den Wald, welche die illegalen Aktivitäten sehen, hören, festhalten und kommunizieren. Es ermöglicht Öko-Tourismus, welcher den Menschen am Waldrand zugutekommt. Und es fördert durch seine Forschungsergebnisse das Verständnis über und öffentliche Interesse an diesem Wald.
Nun ist es dem Projekt-Team gelungen, diesen Schimpansen ein erstes Geheimnis zu entlocken. Es vermutet, dass die Tiere sich in einem Aspekt von allen anderen wilden Schimpansen, die bisher in Afrika beobachtet wurden, unterscheiden: In der Wahl ihrer Schlafplätze. Die Bugoma-Schimpansen bauen ihre Nester auffällig oft am Boden oder nur knapp darüber. Ganz im Gegensatz zu ihren Artgenossen im benachbarten Budongo-Wald, die meist in luftigen 8 – 20 Metern Höhe schlafen.
Das Team vermutet, dass die zahlreichen Bodennester der Bugoma-Schimpansen einen kulturellen Ursprung haben: Dass die Kinder den Nestbau von ihren Müttern und anderen Sozialpartnern lernen und ihr Wissen an ihre Kinder weitergeben – und das seit unzähligen Generationen. Und fügt mit der Möglichkeit, dass die Bugoma-Schimpansen eine einzigartige Kultur haben könnten, ein weiteres schlagkräftiges Argument hinzu, warum der Bugoma-Wald dringend besser geschützt werden muss.