Dieses Schimpansenbaby ist eine besondere Hoffnungsträgerin. Seiner Mutter Kaije war es gelungen, aus ihrer Geburtsgruppe auszuwandern und bei den Bulindi-Schimpansen Fuss zu fassen.
Was im Leben einer wilden Schimpansin in einem intakten Wald eine grosse Herausforderung ist, war für Kaije in ihrem von Menschen dominierten Lebensraum in Westuganda fast unmöglich. Doch sie schaffte es, und das Baby lebt!
Kaije war Ende 2019 zur grossen Überraschung aller aus einer Nachbarsgruppe zu den Bulindi-Schimpansen gestossen. Das Verlassen der Geburtsgruppe und das Sich-Niederlassen in einer neuen Gruppe ist ein natürliches und wichtiges Ereignis, das zum Leben (fast) jeder jungen Schimpansin an der Schwelle zum Erwachsenwerden gehört.
Was nicht heisst, dass es allen Schimpansinnen leichtfällt.
Kaije hatte es jedoch besonders schwer. Denn sie lebt in einem von Menschen dominierten Lebensraum, in dem der Wald fast vollständig verschwunden ist. Zwischen ihrer Geburtsgruppe Wagaisa und der Bulindi-Gruppe lagen 15 km Luftlinie, die es zu überwinden galt – und zahlreiche Gefahren. Wie lange sie unterwegs war, wie viele Felder und Schnellstrassen sie überquert hat, wie oft sie von Menschen bedroht wurde, wieviele Ängste Kaije ausgestanden hat, bevor sie in Bulindi ankam, weiss niemand. Aber sie schaffte es.
Der Zeitpunkt ihrer Ankunft in Bulindi war äusserst schlecht. Der langjährige, weise Alpha-Mann Sylvester war gerade gestürtzt worden, und der unerfahrene neue Alpha Moses sorgte für grosse Unruhe in der Gruppe. Dies führte dazu, dass nach Sylvesters Entmachtung kein einziges Baby der Bulindi-Frauen überlebte – auch dies ein bekanntes Phänomen in Schimpansengruppen.
So verstarb auch Kaijes erstes Baby kurz nach seiner Geburt.
Und dann, im November 2021, kam Kaijes zweites Baby. Und – es lebt! Es scheint, dass die Bulindi-Schimpansen Kaije nun endlich als eine der ihren anschauen – und ihren Nachwuchs ebenfalls.
Wir freuen uns über Kaijes aussergewöhnliche Leistung und drücken ihr und ihrem neuen Baby von Herzen die Daumen für ein langes und glückliches Leben – und eine grosse Familie!
Im Konflikt zwischen den Menschen und den waldlosen Schimpansen in den Distrikten Hoima und Kikuube im Westen Ugandas gibt es keine einfachen Lösungen.
Das Bulindi-Projekt schaut ganz genau hin und findet gemeinsam mit den Kleinbauern und Entscheidungsträgern der Region Wege hin zu einem friedlicheren Zusammenleben von Menschen und Schimpansen.