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Alles gut, wir spielen nur: Soziales Spielverhalten bei jungen Schimpansen

Wie Schimpansenkinder beim Spielen soziale Regeln erkennen und lernen

Das Spielverhalten von Schimpansenkindern ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein faszinierender Einblick in die sozialen Dynamiken innerhalb einer Gruppe. Besonders spannend wird es, wenn man beobachtet, wie feinfühlig sich die Jungtiere aufeinander einstellen – und wie sehr sie das Verhalten der Mütter mitbedenken.

Spiel und Risiko: Wenn Raufen zu Ernst wird

Mit zunehmender Intensität wird das Spiel zwischen jungen Schimpansen zwar ausgelassener, doch steigt gleichzeitig das Risiko, dass es kippt – meist in Form von Aggression oder Frust. In solchen Fällen hört man oft das jüngere der beiden Kinder schreien, woraufhin sofort die Mutter eingreift, das Spiel beendet und ihr Kind beschützt.

Mütterliche Kontrolle: Von streng zu locker

Sehr junge Schimpansen spielen selten unbeobachtet. Ihre Mütter behalten sie bei jedem Spiel genau im Blick und greifen bei der kleinsten Gefahr ein. Doch je älter und robuster die Jungtiere werden, desto mehr nimmt die mütterliche Kontrolle ab.

Soziale Feinfühligkeit: Wer spielt, denkt mit

Ein interessanter Aspekt: Wer mit einem jüngeren Schimpansenkind spielt, hat es nicht nur mit einem kleineren Partner zu tun, sondern auch mit dessen Mutter, die besonders aufmerksam überwacht. Die eigene Mutter hingegen ist oft weniger präsent.

Diese Dynamik scheint den Jungtieren bewusst zu sein. Eine Studie mit Zootieren zeigte, dass Schimpansenkinder weniger wild spielen, wenn der Altersunterschied größer ist. Das ältere Tier passt sich an – vermutlich, um kein Risiko einzugehen.

Spielgesichter: Körpersprache mit Bedeutung

Ist der Altersunterschied gering, spielen die Kinder intensiver und körperbetonter. Gleichzeitig setzen sie vermehrt sogenannte Spielgesichter ein – charakteristische Mimik, die dem anderen signalisiert: „Das ist nur ein Spiel, kein Angriff.“

Die Mutter als stille Mitspielerin

Besonders ausdrucksstark wird die Mimik, wenn die Mutter des jüngeren Kindes in der Nähe ist. Denn sie ist es, die potenziell das Spiel stoppen könnte. Um das zu verhindern, verstärken beide Kinder ihre Spielsignale. Ziel: Die Mutter überzeugen, dass alles harmlos ist.

Interessanterweise passiert dies nicht, wenn nur die Mutter des älteren Kindes anwesend ist. Dann bleiben die Spielgesichter weniger intensiv.

Fazit: Kommunikation auf vielen Ebenen

Schimpansenkinder zeigen eine bemerkenswerte soziale Intelligenz: Sie erkennen Risiken, beobachten ihre Umgebung und passen ihr Verhalten an, um das Spiel möglichst lange aufrechtzuerhalten. Ihre Mimik dient dabei nicht nur dem Mitspieler – sondern auch als klare Botschaft an die zuschauenden Mütter:
„Keine Sorge – alles gut, wir spielen nur.“

Spielverhalten bei jungen Schimpansen
Flack, JC, Jeannotte, LA and de Waal, FBM 2004: Play Signaling and the Perception of Social Rules by Juvenile Chimpanzees (Pan troglodytes). J Comp Psychol 118-2, 2004

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