Auch Schimpansinnen kennen sie, die Menopause – dies ist seit dieser Woche in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ nachzulesen. Die Erkenntnis kommt überraschend: Bisher ist die Ngogo-Gruppe im Kibale-Wald in Uganda die einzige bekannte, in der über die Jahrzehnte hinweg zahlreiche alte Schimpansinnen beobachtet werden konnten, welche nach der Menopause noch jahrelang lebten. Nun wurden auch Hormonveränderungen bei Schimpansinnen festgestellt, die denen der menschlichen Menopause sehr ähnlich sind.
Spannend ist, dass diese Beobachtung mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Denn ein Leben nach der Menopause dürfte es aus evolutionsbiologischen Überlegungen eigentlich gar nicht geben. In deren Zentrum steht die Annahme, dass sich bei allen Lebenwesen alles darum dreht, möglichst viele Kinder zu bekommen und diese möglichst gut grosszuziehen. Warum also sollte frau noch viele Jahre lang leben, ohne fortpflanzungsfähig zu sein? Tatsächlich scheinen nur eine Handvoll Arten die Menopause zu kennen: Die Menschen, ein paar wenige Walartige – und jetzt kommen die Schimpansen dazu.
Bei den Menschen vermutete man, dass die Frauen vielleicht als Grossmütter ihren Enkelkindern noch viel Gutes mit auf den Weg geben können – was zweifellos zutreffen kann. Doch die Schimpansinnen? Sie leben nur mit den Kindern ihrer Söhne zusammen – die Töchter verlassen die Gruppe, sobald sie geschlechtsreif werden, und ziehen ihre Kinder anderswo gross. Weil die Söhne in der Regel kaum mithelfen beim Grossziehen der Kinder, kennen die Grossmütter die verwandtschaftliche Beziehung zu ihren Enkelkindern vermutlich gar nicht.
Welchen Beitrag alte Schimpansinnen in ihren Gruppen leisten, wissen wir im Moment noch nicht. Dies mag auch daran liegen, dass sie bisher kaum auf dem Radar der Forschenden waren. Wir vermuten jedenfalls, dass es etwas Wichtiges sein könnte. Warum sonst hätte die Evolution sonst die Menopause erfunden?
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- https://www.science.org/doi/10.1126/science.add5473